Ein E-Roller fährt lautlos, spart Benzin und scheint auf den ersten Blick die perfekte Lösung für die Stadt. Doch wenn du mal genauer hinsiehst, wird’s komplizierter. Ist der E-Roller wirklich so grün, wie die Werbung verspricht? Oder versteckt sich hinter der sauberen Fahrt eine große Umweltbelastung - vom Bau bis zur Entsorgung?
Wie viel CO₂ macht ein E-Roller wirklich aus?
Die meisten Menschen denken: Elektrisch = klimafreundlich. Aber das stimmt nur bedingt. Ein E-Roller emittiert während der Fahrt fast keine CO₂ - das ist richtig. Doch der größte Teil der Klimabelastung entsteht bevor du ihn zum ersten Mal einschaltest.
Die Herstellung der Batterie ist der größte Faktor. Eine typische E-Roller-Batterie mit 0,5 kWh Kapazität verursacht bei der Produktion zwischen 30 und 50 kg CO₂-Äquivalent. Das ist vergleichbar mit dem Ausstoß eines kleinen Benzinautos auf 300 bis 500 Kilometern. Wenn du den Roller nur 2.000 Kilometer im Jahr fährst, dann ist der CO₂-Ausstoß pro Kilometer höher als bei einem Verbrenner - zumindest in den ersten Jahren.
Ein Studium der Universität Leipzig aus dem Jahr 2024 hat gezeigt: Erst ab einer Fahrleistung von etwa 5.000 Kilometern wird ein E-Roller klimatisch günstiger als ein vergleichbarer Benziner. Und das nur, wenn der Strom aus erneuerbaren Quellen kommt. In Deutschland liegt der Strommix aktuell bei rund 50 % erneuerbar - das reicht, um den E-Roller langfristig vorteilhaft zu machen, aber nicht sofort.
Die Batterie: Umweltproblem oder Lösung?
Die Lithium-Ionen-Batterie ist das Herzstück des E-Rollers - und auch sein größter Umwelt- und ethischer Knackpunkt. Für Lithium braucht man riesige Salzseen in Südamerika, vor allem in Chile und Argentinien. Dort wird bis zu 2.000 Liter Wasser pro Kilogramm Lithium verbraucht - in Regionen, die schon unter Wasserknappheit leiden.
Cobalt, ein weiterer Bestandteil, wird oft in der Demokratischen Republik Kongo abgebaut - mit Kinderarbeit und gefährlichen Arbeitsbedingungen. Obwohl viele Hersteller seit 2022 auf cobaltfreie oder -reduzierte Batterien umstellen, ist das noch nicht Standard. Einige Modelle wie der Xiaomi M365 Pro 2 oder der Dualtron Thunder nutzen mittlerweile LFP-Batterien (Lithium-Eisen-Phosphat), die weniger kritische Rohstoffe brauchen und länger halten.
Und was passiert mit der Batterie am Ende? In Deutschland werden nur etwa 40 % der E-Roller-Batterien ordnungsgemäß recycelt. Der Rest landet in Mülltonnen oder wird illegal exportiert. Dabei lässt sich bis zu 95 % des Materials wiederverwenden - wenn man es richtig macht.
Lebensdauer: Wie lange hält ein E-Roller?
Ein E-Roller ist kein Dauerbrenner. Die meisten günstigen Modelle halten 2 bis 3 Jahre - oft weniger, wenn sie in Städten wie Leipzig oder Berlin täglich im Verkehr rumkurven. Die Batterie verliert nach 500 bis 800 Ladezyklen bis zu 20 % ihrer Kapazität. Das ist bei einem täglichen Fahrweg von 10 Kilometern nach 1,5 bis 2 Jahren der Fall.
Ein E-Roller, der 10.000 Kilometer schafft, ist ein Erfolg. Die meisten Nutzer fahren aber nur 3.000 bis 5.000 Kilometer, bevor sie ihn gegen ein neues Modell eintauschen. Das ist ein Problem: Je kürzer die Lebensdauer, desto häufiger musst du neue Batterien und Teile produzieren - und das kostet Energie und Ressourcen.
Wer einen Roller länger nutzen will, sollte auf robuste Modelle achten: Der Dualtron Thunder, der Apollo City oder der Inokim Quick 4 haben eine längere Lebensdauer, sind leicht zu reparieren und haben Ersatzteile verfügbar. Das ist nicht nur praktisch - es ist auch ökologisch klüger.
Abfall und Müll: Was passiert mit den kaputten Rollern?
Ein E-Roller besteht aus Metall, Kunststoff, Elektronik und Glas. Das klingt nach Recycling-Chance - ist es aber oft nicht. Viele Roller sind so verschraubt, dass man sie nicht ohne Spezialwerkzeug auseinandernehmen kann. Hersteller wie Xiaomi oder Segway nutzen Klebstoffe statt Schrauben, um die Baukosten zu senken. Das macht Reparaturen teuer - und die Entsorgung zur Mülltonne.
Im Jahr 2024 wurden in Deutschland über 120.000 E-Roller entsorgt. Nur ein Bruchteil davon kam in den offiziellen Elektroschrott. Die meisten landen in Müllcontainern, werden illegal ins Ausland geschafft oder verrotten auf Dachböden. Einige Städte, wie Leipzig, haben seit 2023 Sammelstellen für E-Roller-Batterien eingerichtet - aber nur 1 von 5 Nutzern weiß davon.
Ein E-Roller, der nach 3 Jahren kaputt ist, ist kein nachhaltiges Transportmittel. Ein E-Roller, der 7 Jahre hält, repariert wird und dessen Batterie neu aufgebaut wird - das ist eine echte Alternative zum Auto.
Im Vergleich: E-Roller vs. Fahrrad vs. Auto
Wo steht der E-Roller im Vergleich zu anderen Fortbewegungsarten?
| Fortbewegungsmittel | CO₂-Emissionen (kg) | Lebensdauer (Jahre) | Recyclingquote |
|---|---|---|---|
| Benzinauto (1,0-Liter) | 145 | 15 | 85% |
| E-Roller (durchschnittlich) | 28 | 2,5 | 40% |
| E-Roller (langlebig, repariert) | 12 | 7 | 80% |
| Fahrrad (Stahlrahmen) | 5 | 20 | 95% |
| ÖPNV (Bus, pro Person) | 15 | 15+ | 90% |
Das zeigt: Ein E-Roller ist besser als ein Auto - aber nur, wenn er lange hält. Ein Fahrrad bleibt klar die umweltfreundlichste Option. Und der ÖPNV, wenn er gut ausgebaut ist, ist oft die effizienteste Lösung für längere Strecken.
Was kannst du tun, um deinen E-Roller umweltfreundlicher zu machen?
Wenn du einen E-Roller hast - oder dir einen zulegen willst - gibt es konkrete Schritte, die den ökologischen Fußabdruck senken:
- Wähle eine langlebige Marke: Suche nach Modellen mit austauschbaren Batterien und Ersatzteilen - nicht nur die billigsten auf Amazon.
- Reparieren, nicht ersetzen: Gehe zu einer Fachwerkstatt. Viele Teile wie Bremsen, Reifen oder Akkus lassen sich wechseln - oft für unter 100 Euro.
- Strom aus erneuerbaren Quellen: Lade den Roller mit Ökostrom. Wenn du einen privaten Solaranlagen hast, ist das die beste Variante.
- Recycling nutzen: Gib alte Batterien bei kommunalen Sammelstellen oder im Elektrofachmarkt ab. In Leipzig gibt es 12 kostenlose Sammelstellen - findest du auf der Website der Stadt.
- Teilen statt besitzen: Nutze E-Roller-Verleihsysteme wie Lime oder Tier, wenn du nur gelegentlich fährst. Das reduziert die Gesamtzahl an Rollern in der Stadt.
Der große Trugschluss: E-Roller als Ersatz für das Auto
Viele Leute glauben, ein E-Roller ersetzt das Auto - aber das ist oft eine Illusion. Ein E-Roller ist ideal für Strecken bis 5 Kilometer, bei gutem Wetter und ohne Gepäck. Aber bei Regen, Kälte, mit Kindern, Einkäufen oder für Pendler, die 20 Kilometer zur Arbeit fahren, ist er ungeeignet.
Die meisten E-Roller-Nutzer nutzen ihn als Ergänzung - zum Bahnhof, zur U-Bahn, zum Supermarkt. Das ist gut. Aber wenn du glaubst, mit einem E-Roller das Auto komplett abschaffen zu können, dann überschätzt du seine Möglichkeiten. Die echte Lösung ist: weniger Autos, mehr Fahrräder, mehr ÖPNV - und E-Roller als letzte Meile.
Fazit: Ein E-Roller ist kein Greenwashing - aber auch kein Allheilmittel
Ein E-Roller ist nicht per se schlecht für die Umwelt. Er ist aber auch nicht automatisch gut. Seine Ökobilanz hängt von drei Dingen ab: Wie lange du ihn nutzt, wie du ihn lädst und wie du ihn entsorgst. Wenn du ihn 2 Jahre fährst und dann wegwirfst - ist er schädlicher als ein Fahrrad. Wenn du ihn 7 Jahre hältst, reparierst und mit Ökostrom lädst - dann ist er eine der saubersten Lösungen für kurze Strecken in der Stadt.
Die Wahrheit ist: Es gibt keinen perfekten Ersatz fürs Auto. Aber es gibt bessere Alternativen als das Auto - und E-Roller gehören dazu, wenn man sie verantwortungsvoll nutzt. Nicht als Statussymbol, nicht als Spielzeug, sondern als nützliches Werkzeug für die Stadt - mit Respekt für Ressourcen und Menschen, die sie liefern.
Sind E-Roller umweltfreundlicher als Autos?
Ja - aber nur, wenn der E-Roller mindestens 5.000 Kilometer fährt und mit Ökostrom geladen wird. Ein durchschnittlicher Benziner emittiert etwa 145 kg CO₂ pro 1.000 km, ein E-Roller nur 28 kg - vorausgesetzt, er wird lange genug genutzt. Kurzfristig ist er oft schlechter, langfristig besser.
Warum sind E-Roller-Batterien problematisch?
Die Herstellung benötigt Lithium, Cobalt und Nickel, deren Abbau oft mit Wasserverschwendung, Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen verbunden ist. Außerdem werden nur 40 % der Batterien in Deutschland ordnungsgemäß recycelt. Die meisten landen im Müll oder werden illegal exportiert.
Wie lange hält eine E-Roller-Batterie?
Typische Batterien halten 500 bis 800 Ladezyklen. Bei einem täglichen Einsatz von 10 km sind das etwa 2 bis 3 Jahre. Danach verliert die Kapazität deutlich - und der Roller wird langsamer oder fährt nur noch kürzere Strecken.
Kann man E-Roller reparieren?
Ja - aber viele Hersteller machen das bewusst schwer. Modelle mit Schrauben statt Klebstoff, austauschbaren Akkus und verfügbaren Ersatzteilen (wie Inokim oder Dualtron) lassen sich leichter reparieren. Günstige Roller von Amazon sind oft nicht reparierbar - und werden dann zum Müll.
Wo kann man alte E-Roller-Batterien in Leipzig abgeben?
In Leipzig gibt es 12 kommunale Sammelstellen für Elektrokleinmotoren und Batterien - unter anderem im Entsorgungszentrum an der Dölauer Straße, in den Stadtteilzentren und bei Elektrofachmärkten wie Conrad oder MediaMarkt. Die Abgabe ist kostenlos. Mehr Infos findest du auf www.leipzig.de/elektroschrott.
Ist ein Fahrrad umweltfreundlicher als ein E-Roller?
Ja, deutlich. Ein Fahrrad emittiert nur etwa 5 kg CO₂ pro 1.000 km - hauptsächlich durch die Herstellung. Es braucht keine Batterie, keine Elektronik, keine spezielle Infrastruktur. Es hält 20 Jahre, ist leicht zu reparieren und zu 95 % recycelbar. Für kurze Strecken ist es die beste Wahl.
Stephan Lepage
November 26, 2025 AT 06:47ich hab meinen roller jetzt 3 monate und die batterie ist schon sau schwach das ist doch krank