Ein 45 km/h Elektroroller klingt nach schneller, einfacher Mobilität - aber bevor du den ersten Akku lädst, musst du wissen: Wie teuer ist ein 45 km/h Führerschein? Die Antwort ist nicht einfach nur eine Zahl. Es geht um Prüfungen, Kurskosten, Versicherung und was du wirklich brauchst - nicht was dir der Verkäufer erzählt.
Was ist eigentlich ein 45 km/h Führerschein?
Du hörst oft den Begriff „Mofa-Führerschein“, aber das ist nicht ganz richtig. Der Führerschein für Roller bis 45 km/h heißt offiziell Klasse AM. Er ist nicht der gleiche wie der für 25 km/h Mofas (früher Klasse M), sondern für Fahrzeuge mit bis zu 45 km/h Höchstgeschwindigkeit, max. 50 cm³ Hubraum (bzw. 4 kW Leistung bei Elektro) und max. 4 Rädern. Das gilt für Benzin- und Elektroroller gleichermaßen.
Der AM-Führerschein ist der niedrigste Klassen-Start in Deutschland. Du darfst ihn ab 15 Jahren machen - und das ist der einzige Führerschein, den du ohne Begleitperson fahren darfst. Kein Führerschein für 16-Jährige, kein Fahrlehrer im Beifahrersitz. Einfach losfahren - wenn du ihn hast.
Wie viel kostet der AM-Führerschein wirklich?
Die Preise variieren stark - von 400 bis über 1.000 Euro. Warum? Weil es keine gesetzliche Preisbindung gibt. Jede Fahrschule setzt ihre eigenen Tarife. In Leipzig, wo ich lebe, zahlt man im Durchschnitt zwischen 650 und 850 Euro. In ländlichen Regionen kann es günstiger sein, in Großstädten oft teurer.
Die Kosten setzen sich so zusammen:
- Theorieunterricht: 12 Doppelstunden à 90 Minuten (Grundstoff) + 4 Doppelstunden (Klasse AM-Spezial). Das kostet meist 180-250 Euro.
 - Praxisstunden: Mindestens 5 Stunden, oft 8-12. Jede Stunde kostet 25-40 Euro. Bei 10 Stunden: 250-400 Euro.
 - Prüfungsgebühren: Die theoretische Prüfung kostet 20-30 Euro, die praktische 100-150 Euro.
 - Bescheinigungen & Material: Sehtest, Erste-Hilfe-Kurs (ca. 25 Euro), Anmeldegebühren, Lernmaterial - rund 50-80 Euro.
 
Einige Fahrschulen bieten Pauschalen an - aber prüfe genau: Ist der Prüfungsbeitrag inklusive? Wird der Erste-Hilfe-Kurs mitgerechnet? Oft stecken da versteckte Kosten.
Du hast schon einen Führerschein - brauchst du den AM noch?
Wenn du schon einen Führerschein der Klassen B (Auto), A1, A2 oder A hast, brauchst du den AM-Führerschein nicht. Du darfst Roller bis 45 km/h mit deinem bestehenden Führerschein fahren. Das ist ein wichtiger Punkt, den viele nicht wissen.
Wenn du nur einen Mofa-Führerschein (Klasse M) hast - der vor 2013 ausgestellt wurde - darfst du ab 2025 keine Roller mit 45 km/h mehr fahren. Du brauchst dann den AM-Führerschein. Die alten Mofa-Führerscheine sind seit 2022 nicht mehr gültig für Fahrzeuge über 25 km/h.
Wie läuft die Prüfung ab?
Die theoretische Prüfung besteht aus 20 Fragen. Du darfst maximal 7 Fehler machen. Die Fragen kommen aus einem Katalog von über 1.000 Fragen - aber der Fokus liegt auf Verkehrsregeln, Vorfahrt, Geschwindigkeit und Besonderheiten bei Kleinkrafträdern. Es gibt spezielle Fragen zur AM-Klasse, etwa zu Helmpflicht, Zulassung oder Ladegewicht.
Die praktische Prüfung dauert 30-45 Minuten. Du musst:
- Den Roller sicher starten und abstellen
 - Im Stadtverkehr fahren (Achtung: Ampeln, Fußgänger, Einbahnstraßen)
 - Eine Notbremsung durchführen
 - Im Kreisverkehr manövrieren
 - Einige Kurven und Wendemanöver zeigen
 
Kein Autobahnfahren, kein Überholen in der Prüfung - das ist kein Auto-Führerschein. Aber: Die Prüfer achten auf sicheres, vorausschauendes Fahren. Wer zu schnell in Kurven fährt oder nicht auf Fußgänger achtet, fliegt sofort raus.
Was kostet der Roller selbst?
Der Führerschein ist nur die halbe Miete. Ein neuer 45 km/h Elektroroller kostet zwischen 1.500 und 3.500 Euro. Gebrauchte Modelle von 2020-2023 findest du ab 800 Euro - aber Achtung: Batteriealter ist entscheidend. Eine neue Batterie kostet 400-700 Euro.
Die Versicherung (Haftpflicht) kostet etwa 50-80 Euro pro Jahr. Du brauchst auch eine Versicherungsplakette - die bekommst du von deiner Versicherung, nachdem du den Fahrzeugschein hast. Die Zulassung kostet 35-50 Euro beim Straßenverkehrsamt.
Einige Roller haben eine „Bescheinigung über die Einzelgenehmigung“ (BEG) - das ist der offizielle Nachweis, dass das Fahrzeug den deutschen Vorschriften entspricht. Ohne BEG kein Fahren, keine Versicherung.
Wo kannst du den Roller kaufen?
In Deutschland gibt es viele Anbieter: Von großen Händlern wie Yamaha, Kymco oder Peugeot über Online-Händler wie Elektro-Roller-Shop.de bis hin zu lokalen Fahrradläden, die auch E-Roller verkaufen. In Leipzig findest du zum Beispiel Roller & Co. oder CityMobil Leipzig.
Wichtig: Kaufe nie ohne Prüfung der BEG-Nummer. Prüfe auf der Website des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA), ob das Modell zugelassen ist. Ein Roller ohne Zulassung ist illegal - und deine Versicherung zahlt bei einem Unfall nicht.
Was du sonst noch brauchst
Ein Helm ist Pflicht - und er muss der Norm ECE 22.06 entsprechen. Ein normaler Fahrradhelm reicht nicht. Du brauchst einen Motorradhelm - auch wenn der Roller nur 45 km/h schafft. Der Preis: ab 80 Euro für einen guten Einsteigerhelm.
Die Versicherung muss vor der Zulassung abgeschlossen sein. Du bekommst die Plakette erst, wenn du den Versicherungsnachweis vorlegst. Keine Ausnahme. Kein „erst mal probieren“.
Und: Du darfst nicht mit einem Handy am Ohr fahren. Das ist genauso verboten wie beim Auto. Und du darfst keine Personen mitnehmen - es sei denn, der Roller ist speziell dafür zugelassen (selten). Die meisten 45 km/h Roller sind Einzelsitzer.
Wie lange dauert es, den Führerschein zu machen?
Wenn du dich gut organisierst, kannst du den Führerschein in 4-6 Wochen bekommen. Theorieunterricht läuft meist in 2-3 Wochen, dann folgt die Prüfung. Danach warten die Praxisstunden - und die hängen vom Fahrlehrer ab. In manchen Fahrschulen musst du 2-3 Wochen auf eine Praxisstunde warten.
Wenn du die Theorieprüfung nicht bestehst, musst du 14 Tage warten, bevor du sie wiederholen darfst. Die Prüfungsgebühr fällt dann erneut an. Also lerne gut - und nutze Online-Tests, wie sie etwa die Fahrschule Dr. Führerschein anbietet.
Was ist mit E-Rollern über 45 km/h?
Wenn du einen Roller mit 60 km/h oder mehr willst - etwa ein Zero SR/F oder einen Aprilia SRV 850 - brauchst du den A1-Führerschein. Der ist teurer, dauert länger und erfordert mindestens 16 Jahre. Aber du darfst dann auch auf der Autobahn fahren - und du hast mehr Leistung. Der AM-Führerschein ist nur für Stadtverkehr und kurze Strecken gedacht.
Wie viel sparst du wirklich?
Ein 45 km/h Elektroroller verbraucht etwa 1,5 kWh pro 100 km. Strom kostet 0,30-0,40 Euro pro kWh. Das macht 0,45-0,60 Euro pro 100 km. Ein Auto mit 6 Liter/100 km Benzin (1,80 Euro/Liter) kostet 10,80 Euro pro 100 km. Du sparst also fast 95 % an Betriebskosten.
Und du sparst Parkplatzstress. In Leipzig findest du oft kostenlose Parkplätze für Roller - Autos müssen bezahlen. Und du brauchst keine Parkplatzsuche in der Innenstadt.
Wann lohnt sich der AM-Führerschein nicht?
Wenn du nur 2-3 Mal pro Woche fährst, lohnt sich der Aufwand vielleicht nicht. Dann ist ein E-Bike oder Leih-Roller sinnvoller. Wenn du aber täglich pendelst - etwa 15-25 km - und keine Bahnverbindung hast, ist der 45 km/h Roller eine der günstigsten und schnellsten Lösungen.
Wenn du keinen Führerschein hast und nur ein Auto brauchst - dann warte. Ein Auto-Führerschein (B) ist flexibler. Aber wenn du in der Stadt lebst, keine Parkplatzprobleme hast und schnell von A nach B willst - dann ist der AM-Führerschein die klügste Wahl.
Kann ich den 45 km/h Führerschein online machen?
Nein. Die Theorieprüfung kannst du online lernen - aber die Prüfung selbst muss in der Fahrschule vor einem Prüfer abgelegt werden. Die praktische Prüfung findet immer in einem Fahrzeug statt. Es gibt keine vollständig online-Führerscheine in Deutschland.
Darf ich mit dem AM-Führerschein in andere Länder fahren?
Ja, in den meisten EU-Ländern ist der deutsche AM-Führerschein gültig. In einigen Ländern wie Österreich oder der Schweiz gelten jedoch andere Regeln - etwa eine Mindestalter von 16 Jahren. Prüfe immer die Vorschriften des Ziellandes vor der Fahrt.
Was passiert, wenn ich ohne Führerschein fahre?
Du riskierst eine Geldstrafe von bis zu 70 Euro, einen Punkt in Flensburg und die Einziehung des Fahrzeugs. Wenn du keinen Versicherungsnachweis vorlegen kannst, kommt noch eine Strafe von bis zu 200 Euro hinzu. Versicherungsschutz besteht nicht - du bist selbst haftbar.
Kann ich den Führerschein mit einem E-Roller machen, der keine Kupplung hat?
Ja. Die Prüfung erfolgt mit dem Roller, den du auch später fahren willst. Elektroroller haben keine Kupplung - das ist kein Nachteil. Die Prüfung prüft das Fahrverhalten, nicht die Technik. Viele Fahrschulen haben spezielle E-Roller für die Praxisstunden.
Brauche ich einen Führerschein, wenn der Roller nur 25 km/h fährt?
Ja - aber nur, wenn du nach 2022 geboren bist. Roller mit max. 25 km/h und 50 cm³ Hubraum (oder 4 kW Elektro) fallen unter die Klasse AM. Ab 2023 müssen alle Fahrer, unabhängig vom Alter, einen AM-Führerschein haben. Früher war der Mofa-Führerschein ausreichend - das ist heute nicht mehr der Fall.
                                                                        
Max Weekley
November 3, 2025 AT 23:53AM-Führerschein? Brauchst du den wirklich? Du bist 15, hast keine Ahnung vom Verkehr, und willst trotzdem losfahren?!