Darf ich einen E-Roller ohne Führerschein fahren? Das müssen Sie wissen

Darf ich einen E-Roller ohne Führerschein fahren? Das müssen Sie wissen

Stellen Sie sich vor: Sie stehen am Straßenrand, sehen einen eleganten E-Roller, denken sich „Das wäre perfekt für den Weg zur Arbeit“ - und dann kommt die Frage: Darf ich den eigentlich ohne Führerschein fahren? In Deutschland ist das nicht einfach Ja oder Nein. Es hängt davon ab, was für ein Roller es ist, wie schnell er ist und wo er zugelassen ist. Viele glauben, dass alle Elektroroller wie Fahrräder behandelt werden. Das ist ein gefährlicher Irrtum.

Welche E-Roller dürfen Sie ohne Führerschein fahren?

Nicht alle Elektroroller sind gleich. In Deutschland gibt es drei Hauptkategorien, die ganz unterschiedliche Regeln haben. Der wichtigste Unterschied ist die Höchstgeschwindigkeit und die Leistung des Motors.

Elektroroller mit bis zu 20 km/h - das sind sogenannte Leichtmofas - dürfen Sie ohne Führerschein fahren. Sie brauchen auch keine Versicherungskennzeichen, aber sie müssen mit einem Kennzeichen ausgestattet sein. Und ja: Sie müssen mindestens 14 Jahre alt sein. Diese Roller sind oft für Kinder oder Jugendliche gedacht, aber viele Erwachsene nutzen sie auch für kurze Strecken im Ort. Sie haben meistens einen Sitz, aber manche Modelle sind auch als Stehroller erhältlich. Wichtig: Sie dürfen nicht auf Autobahnen oder Schnellstraßen fahren. Nur auf Radwegen, Fahrradstraßen und in Wohngebieten mit 30er-Zone.

Elektroroller mit bis zu 25 km/h - das sind Elektroräder mit Trittbrett - fallen unter die Klasse Elektrokleinstfahrzeuge. Hier kommt die Überraschung: Sie dürfen diese auch ohne Führerschein fahren, aber nur, wenn sie nicht mehr als 500 Watt Leistung haben und eine maximale Geschwindigkeit von 20 km/h haben. Warten Sie - 25 km/h und 20 km/h? Ja, das ist ein technischer Trick. Roller, die bis zu 25 km/h fahren, aber auf 20 km/h abgeregelt sind, gelten als Elektrokleinstfahrzeuge. Sie brauchen kein Kennzeichen, aber eine Betriebserlaubnis (Typengenehmigung) und eine Haftpflichtversicherung. Und: Sie müssen einen Helm tragen, wenn Sie zwischen 14 und 18 Jahre alt sind. Ab 18 ist das nicht mehr Pflicht, aber extrem empfohlen.

Elektroroller mit mehr als 25 km/h - das ist der große Unterschied. Wenn Ihr Roller schneller als 25 km/h fährt, gilt er als Kleinkraftrad (L1e). Hier brauchen Sie einen Führerschein. Und zwar den AM-Führerschein. Das ist der gleiche Führerschein, den man für Mofas braucht. Sie müssen mindestens 16 Jahre alt sein, eine theoretische und praktische Prüfung ablegen und eine Versicherung abschließen. Diese Roller können bis zu 45 km/h fahren. Sie haben ein Kennzeichen, dürfen auf Straßen fahren, aber nicht auf Radwegen. Viele Modelle wie der Xiaomi Electric Scooter Pro 2 ein elektrischer Roller mit bis zu 25 km/h und 300 Watt Motorleistung, der als Elektrokleinstfahrzeug klassifiziert ist oder der Segway Ninebot MAX ein Elektroroller mit 25 km/h Höchstgeschwindigkeit und 350 Watt Leistung, der in Deutschland als Elektrokleinstfahrzeug zugelassen ist fallen in die erlaubnispflichtfreie Kategorie - solange sie nicht auf 25 km/h abgeregelt sind.

Was passiert, wenn ich ohne Führerschein einen schnellen E-Roller fahre?

Wenn Sie einen Roller mit mehr als 25 km/h ohne AM-Führerschein fahren, begehen Sie eine Ordnungswidrigkeit - und das kann teuer werden. Die Polizei kann den Roller sofort sichern. Sie bekommen einen Bußgeldbescheid von mindestens 70 Euro, dazu kommt ein Punkt in Flensburg. Wenn Sie keinen Versicherungsschutz haben, drohen noch höhere Strafen. Und wenn es zu einem Unfall kommt, haften Sie persönlich. Ihre private Haftpflichtversicherung zahlt nicht, weil Sie rechtswidrig unterwegs waren. Das ist kein theoretisches Risiko: Im Jahr 2024 wurden in Deutschland über 1.200 Fälle von E-Roller-Fahrern ohne gültigen Führerschein registriert. Die meisten davon waren zwischen 18 und 25 Jahren alt.

Wie erkenne ich, ob mein E-Roller führerscheinfrei ist?

Der Hersteller muss auf dem Roller oder im Handbuch angeben, ob er als Elektrokleinstfahrzeug zugelassen ist. Suchen Sie nach dem Typenschild - das ist ein kleines Metallplättchen, meistens unter dem Trittbrett oder am Rahmen. Dort steht:

  • Maximale Geschwindigkeit: max. 20 km/h
  • Motorleistung: max. 500 Watt
  • Klassifizierung: „Elektrokleinstfahrzeug“ oder „L1e-A“

Wenn dort steht „L1e-B“ oder „Kleinkraftrad“, brauchen Sie einen Führerschein. Viele Online-Händler geben diese Infos nicht klar an. Wenn Sie unsicher sind, fragen Sie den Verkäufer direkt: „Ist dieses Modell als Elektrokleinstfahrzeug nach § 1 Abs. 1a StVZO zugelassen?“ Wenn er nicht sofort antwortet, suchen Sie sich ein anderes Modell.

Was brauche ich sonst noch?

Ein Führerschein ist nicht alles. Selbst wenn Ihr Roller führerscheinfrei ist, brauchen Sie:

  • Haftpflichtversicherung: Das ist Pflicht. Sie bekommen ein Versicherungszeichen, das Sie am Roller anbringen müssen. Ohne das Zeichen dürfen Sie nicht fahren. Die Kosten liegen bei etwa 40-60 Euro pro Jahr.
  • Prüfzeichen: Der Roller muss eine allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) haben. Das steht im Handbuch oder auf der Website des Herstellers. Kein ABE - kein Straßenverkehr.
  • Helm: Ab 18 Jahre nicht mehr gesetzlich vorgeschrieben, aber 87 % der Unfälle mit E-Rollern betreffen Kopfverletzungen. Ein Helm ist die beste Investition.
  • Beleuchtung: Vorne weiß, hinten rot, Seitenreflektoren. Ohne Licht dürfen Sie nur bei Tageslicht fahren - und das ist in Deutschland oft nicht der Fall.
Detailaufnahme des Typenschilds eines führerscheinfreien Elektrorollers mit technischen Angaben.

Wo kann ich einen führerscheinfreien E-Roller kaufen?

Wenn Sie einen Roller ohne Führerschein suchen, achten Sie darauf, dass er klar als Elektrokleinstfahrzeug gekennzeichnet ist. Große Händler wie Amazon ein Online-Händler, der viele E-Roller mit ABE und Versicherungskennzeichen anbietet, MediaMarkt ein Elektronikmarkt, der E-Roller mit 20 km/h und 500 Watt Leistung im Sortiment hat oder spezialisierte Anbieter wie Roller-Shop.de ein deutscher Online-Shop, der sich auf führerscheinfreie Elektroroller spezialisiert hat bieten Modelle mit vollständiger Zulassung an.

Vermeiden Sie Märkte wie eBay Kleinanzeigen, wenn Sie nicht sicher sind. Viele Verkäufer verkaufen Roller mit 45 km/h als „Führerschein-frei“, weil sie den Motor abgeregelt haben. Das ist illegal. Wenn Sie einen solchen Roller kaufen, sind Sie für die illegalen Änderungen verantwortlich - nicht der Verkäufer.

Was ist mit E-Rollern aus dem Ausland?

Ein Roller aus den Niederlanden oder der Schweiz? Erstmal gut. Aber wenn er nicht die deutsche Zulassung hat, dürfen Sie ihn nicht auf deutschen Straßen fahren. Die EU-Zulassung reicht nicht. Der Roller muss eine deutsche ABE haben. Das bedeutet: Er muss den deutschen Sicherheitsstandards entsprechen - Licht, Bremsen, Schutzbleche, Lautstärke. Viele ausländische Modelle, besonders aus China, erfüllen das nicht. Selbst wenn sie auf 20 km/h abgeregelt sind, fehlt oft das Prüfzeichen. Fahren Sie damit, riskieren Sie eine Strafe und die Beschlagnahme.

Was ist mit E-Rollern in der Öffentlichen Verkehrsmittel?

Die meisten E-Roller dürfen Sie in Bussen und Bahnen mitnehmen - aber nur, wenn sie zusammengeklappt werden können. Das ist in den meisten Fällen der Fall. Aber: Sie müssen sie als Gepäck behandeln. Sie dürfen nicht auf den Sitzen abstellen und müssen den Fahrgästen Platz lassen. In der S-Bahn oder U-Bahn ist es meistens erlaubt, aber nicht in der Hauptverkehrszeit. Prüfen Sie die Regeln Ihres Verkehrsverbundes. Viele Städte wie Berlin oder München haben spezielle Regeln für E-Roller im ÖPNV.

Polizist sichert einen illegalen E-Roller mit 45 km/h, Fahrer wirkt besorgt.

Wie sicher ist ein E-Roller ohne Führerschein?

Elektroroller sind praktisch - aber sie sind keine Spielzeuge. Sie wiegen oft 15-25 kg, fahren schneller als ein Fahrrad und haben keine Federung. Die meisten Unfälle passieren bei schlechtem Wetter, auf Schlaglöchern oder wenn jemand plötzlich aus einer Seitengasse kommt. 60 % der Unfälle mit E-Rollern passieren in der Dämmerung oder bei Regen. Ein Helm, gute Reifen und Licht sind nicht optional. Wenn Sie nicht sicher sind, üben Sie erst in einer verkehrsarmen Straße. Fahren Sie nicht mit Kopfhörern. Und niemals mit einem Handy in der Hand.

Zusammenfassung: E-Roller ohne Führerschein in Deutschland
Typ Geschwindigkeit Motorleistung Führerschein nötig? Versicherung nötig? Helm nötig?
Leichtmofa bis 20 km/h bis 500 W Nein Ja Ja (unter 18)
Elektrokleinstfahrzeug max. 20 km/h (abgeregelt) max. 500 W Nein Ja Ja (14-17), empfohlen ab 18
Kleinkraftrad (L1e) 25-45 km/h 1000-4000 W Ja (AM) Ja Ja

Frequently Asked Questions

Darf ich einen E-Roller mit 25 km/h ohne Führerschein fahren?

Nein, nicht wenn er wirklich 25 km/h fährt. Nur Roller, die auf 20 km/h abgeregelt sind und als Elektrokleinstfahrzeug zugelassen sind, dürfen ohne Führerschein gefahren werden. Ein Roller, der 25 km/h erreicht, gilt als Kleinkraftrad - da brauchen Sie den AM-Führerschein.

Kann ich einen E-Roller ohne Versicherung fahren?

Nein, niemals. Selbst für führerscheinfreie Roller ist eine Haftpflichtversicherung gesetzlich vorgeschrieben. Ohne Versicherungszeichen ist das Fahren illegal. Die Polizei kann den Roller einziehen, und Sie zahlen ein Bußgeld.

Ist ein Helm für Erwachsene Pflicht?

Nein, aber nur, weil die Gesetze das nicht vorschreiben. In der Praxis ist fast jeder Unfall mit Kopfverletzungen verbunden. Ein Helm kostet 30-80 Euro - und rettet Ihnen das Leben. Tragen Sie ihn immer.

Was passiert, wenn ich einen E-Roller aus China kaufe?

Viele chinesische E-Roller haben keine deutsche ABE. Selbst wenn sie auf 20 km/h abgeregelt sind, fehlt oft die Prüfnummer, das Licht oder die Bremsen. Fahren Sie damit, riskieren Sie Bußgeld, Beschlagnahme und keine Versicherungsleistung im Unfallfall. Kaufen Sie nur Modelle mit deutscher Zulassung.

Kann ich meinen E-Roller auf dem Radweg fahren?

Ja, wenn er als Elektrokleinstfahrzeug zugelassen ist und max. 20 km/h fährt. Aber nicht auf Autobahnen, Schnellstraßen oder Fußgängerzonen. Auf Radwegen dürfen Sie fahren - aber nicht schneller als Fahrräder. Wenn Sie andere behindern, können Sie auch hier geahndet werden.

Was tun, wenn ich unsicher bin?

Wenn Sie nicht sicher sind, ob Ihr Roller erlaubt ist, fragen Sie die zuständige Fahrerlaubnisbehörde. Oder gehen Sie zum TÜV oder DEKRA. Sie prüfen den Roller für 20-30 Euro und sagen Ihnen genau, ob er auf deutschen Straßen fahrbar ist. Besser ein kleiner Aufwand als ein Bußgeld von 70 Euro plus die Beschlagnahme Ihres Rollers.

Elektroroller sind eine praktische Lösung - aber nur, wenn Sie sie legal und sicher nutzen. Die Regeln sind klar. Sie müssen nur wissen, worauf Sie achten müssen. Fahren Sie nicht mit dem Gedanken: „Das schafft schon irgendwie.“ Fahren Sie mit dem Wissen: „Ich weiß, was ich tun darf.“