Ein E-Roller fährt schnell - zu schnell, wenn du nicht weißt, wie du ihn sicher stoppst. Viele Neueinsteiger denken, dass Bremsen einfach ist: drücken und halten. Doch bei 25 km/h oder mehr kann eine falsche Handhabung zu einem Sturz führen - besonders auf nassen Straßen, in Kurven oder bei plötzlichen Hindernissen. Die gute Nachricht: Mit den richtigen Techniken und etwas Übung wird Bremsen zum sicheren Alltag. Hier erfährst du, wie du deinen E-Roller wirklich sicher stoppst - ohne zu schlingern, zu rutschen oder dich zu verletzen.
Wie funktionieren die Bremsen an einem E-Roller?
Nicht alle E-Roller bremsen gleich. Die meisten modernen Modelle haben zwei oder drei Bremsysteme: eine elektrische Regenerativbremse, eine Hinterrad-Mechanikbremse und manchmal auch eine Vorderrad-Scheibenbremse. Die Regenerativbremse nutzt den Motor als Generator, um beim Abbremsen Energie zurückzugewinnen. Sie verlangsamt den Roller sanft, ist aber allein nicht stark genug, um dich in einer Notfallsituation rechtzeitig zu stoppen. Die mechanische Bremse am Hinterrad ist die primäre Bremse bei vielen günstigen Modellen - sie wirkt, aber langsamer und weniger präzise. Die Scheibenbremse vorn ist der Goldstandard: kräftig, schnell und kontrollierbar. Du musst wissen, welches System dein Roller hat - sonst bremst du falsch.
Die richtige Brems-Technik: Beide Bremsen nutzen
Ein großer Fehler vieler Fahrer: Nur die Hinterradbremse benutzen. Das ist wie beim Fahrrad - du drückst nur die Hinterradbremse und schon dreht sich das Rad durch, du schlingerst, und schon bist du auf dem Boden. Die Lösung? Beide Bremsen gleichzeitig nutzen - aber mit unterschiedlichem Druck. Die Faustregel: 70 % Vorderbremse, 30 % Hinterbremse. Warum? Weil beim Bremsen das Gewicht nach vorne verlagert wird. Die Vorderradbremskraft wird effektiver, das Hinterrad bleibt am Boden. Wenn du nur hinten bremst, wird das Rad leichter - und rutscht. Wenn du nur vorne bremst, droht ein Überschlag - besonders bei hohen Geschwindigkeiten oder auf glatten Oberflächen. Die perfekte Mischung? Leichter Druck auf die linke Hand (Vorderbremse), leichter Druck auf die rechte Hand (Hinterbremse). Übe das auf einem leeren Parkplatz. Langsam anfangen. Dann schneller. Merk dir: Sanft anziehen, nicht reißen.
Was passiert bei nasser Fahrbahn?
Regen ist der größte Feind von E-Roller-Fahrern. Auf nassem Asphalt verringert sich die Haftung um bis zu 60 %. Die elektrische Bremse wird noch schwächer, die mechanische Bremse rutscht leichter. Hier gilt: Noch mehr Vorsicht. Reduziere deine Geschwindigkeit vor der Kurve - nicht während du schon drin bist. Nutze die Vorderbremse noch vorsichtiger. Falls du merkst, dass das Rad zu rutschen beginnt, lass sofort den Druck nach. Nicht heftiger ziehen. Nicht panisch reagieren. Halte den Lenker gerade. Schau, wohin du willst - nicht auf das Hindernis. Viele Stürze passieren nicht, weil man zu schnell fährt, sondern weil man beim Bremsen die Kontrolle verliert. Ein Tipp aus Leipzig: Im Herbst, wenn Blätter auf der Straße liegen, fährst du mit halber Bremskraft. Die feuchten Blätter sind glatter als Eis.
Wie bremsst du in Kurven?
Das ist die häufigste Ursache für Unfälle. Du kommst in eine Kurve, merkst zu spät, dass du zu schnell bist - und trittst die Bremse. Fatale Entscheidung. Bremsen in einer Kurve führt fast immer zu einem Abheben des Reifens. Die Lösung? Immer vor der Kurve bremsen. Nicht während du lenkst. Du verlangsamt dich geradeaus, dann neigst du dich sanft in die Kurve, und erst dann beschleunigst du wieder - oder hältst dich auf konstanter Geschwindigkeit. Wenn du in der Kurve bremsen musst (zum Beispiel wegen eines plötzlich auftauchenden Fußgängers), dann nur ganz leicht mit der Hinterbremse - und gleichzeitig den Lenker stabil halten. Keine plötzlichen Bewegungen. Keine starke Vorderbremse. Du brauchst nicht zu stoppen - du brauchst Kontrolle. Übe das mit einem sicheren Abstand zu Hindernissen. Einmal pro Woche, 10 Minuten. Du wirst überrascht sein, wie schnell sich das einpendelt.
Wie lange braucht ein E-Roller zum Stoppen?
Ein E-Roller mit 25 km/h braucht bei trockener Fahrbahn etwa 5 bis 6 Meter, um vollständig zu stoppen - wenn du richtig bremst. Bei 30 km/h sind es schon 9 bis 11 Meter. Und das nur, wenn du die Vorderbremse nutzt. Bei nasser Fahrbahn addierst du mindestens 3 bis 4 Meter dazu. Das bedeutet: Wenn du in einer Wohnstraße mit 20 km/h fährst und plötzlich ein Kind auf die Straße läuft, hast du kaum noch Reaktionszeit. Deshalb: Immer mit Abstand fahren. Mindestens 5 Meter zu Fußgängern, 10 Meter zu anderen Fahrzeugen. Und nie auf der Straße mit vollem Tempo fahren, nur weil du es kannst. Die Technik ist gut - aber die Straßen sind nicht dafür gemacht.
Was du über deine Bremse wissen musst
Deine Bremse ist kein „set-and-forget“-System. Sie braucht Wartung. Die Bremsbeläge verschleißen - besonders bei häufigem Bremsen in der Stadt. Wenn du merkst, dass du die Bremse tiefer ziehen musst als früher, oder wenn sie quietscht, ist es Zeit für einen Check. Die Bremsflüssigkeit (bei Scheibenbremsen) sollte alle zwei Jahre gewechselt werden. Bei elektrischen Bremsen kann sich die Regenerationsleistung mit der Zeit verringern - das liegt an der Batteriealterung. Einige Hersteller wie Xiaomi oder Segway bieten Wartungs-Apps an, die dir anzeigen, wann die Bremsen überprüft werden sollten. Wenn du keinen Serviceplan hast: Lass sie mindestens einmal pro Jahr von einem Fachmann prüfen. Ein defekter Bremszylinder oder ein abgenutzter Belag kann dich tödlich gefährden - und ist oft nicht versichert.
Was du nicht tun solltest
- Nicht nur mit der Hinterbremse bremsen - das führt zu Rutschern.
- Nicht in Kurven bremsen - das führt zu Stürzen.
- Nicht mit einer Hand am Lenker bremsen - du brauchst Kontrolle über das Fahrzeug.
- Nicht auf Schnee oder Eis fahren - E-Roller haben keine Winterreifen.
- Nicht mit abgenutzten Bremsbelägen fahren - auch wenn der Roller noch „läuft“.
Ein E-Roller ist kein Spielzeug. Er wiegt 15-25 Kilo, fährt bis zu 45 km/h und hat die Kraft eines kleinen Motorrads. Du musst ihn behandeln wie ein Fahrzeug - nicht wie ein Skateboard.
Was du tun kannst, um sicherer zu bremsen
- Übe die 70/30-Brems-Technik auf einem leeren Parkplatz - jeden Tag 5 Minuten.
- Prüfe deine Bremsen monatlich: Zieh die Hebel - fühlen sie sich locker an? Gibt es Quietschen?
- Fahre mit weniger Geschwindigkeit als erlaubt - besonders in der Stadt. 20 km/h statt 25 km/h gibt dir mehr Reaktionszeit.
- Trage einen Helm - und Handschuhe. Selbst bei einem leichten Sturz schützen sie deine Hände.
- Verwende eine Fahrschul-App wie „E-Roller Safety“ oder „Scooter Safe“ - sie simulieren Notbremsen und geben dir Feedback.
Die meisten Unfälle passieren nicht durch technische Defekte - sondern durch falsche Gewohnheiten. Wer die Bremsen versteht, fährt sicherer. Wer sie ignoriert, riskiert mehr als nur einen Schrammen.
Kann ich mit einer Hand bremsen, wenn ich mein Handy halte?
Nein. Du solltest niemals mit einer Hand am Lenker fahren - und erst recht nicht bremsen. Selbst wenn du nur kurz dein Handy in der Hand hast, verlierst du die Kontrolle über das Fahrzeug. Bei einer Notbremsung brauchst du beide Hände - und beide Bremsen. In Deutschland ist das Halten eines Handys während der Fahrt sogar strafbar - und kann deine Versicherung ungültig machen.
Warum rutscht mein E-Roller beim Bremsen?
Das liegt meistens an zu viel Druck auf die Hinterbremse oder an nasser Fahrbahn. Wenn du nur hinten bremst, wird das Hinterrad leicht - und rutscht. Auf nassen Straßen oder bei verschmutztem Asphalt ist die Haftung gering. Lösung: Mehr Druck auf die Vorderbremse, weniger auf die Hinterbremse. Und immer vor der Kurve bremsen - nicht während du lenkst.
Brauche ich eine spezielle Bremse für meinen E-Roller?
Nein - aber du solltest wissen, welche Art von Bremse dein Roller hat. Modelle mit Scheibenbremse vorn (wie der Xiaomi Mi Electric Scooter Pro 2 oder der Dualtron Thunder) bremsen deutlich besser als solche mit nur einer Trommelbremse hinten. Wenn du oft in der Stadt fährst, lohnt sich ein Upgrade auf ein Modell mit Vorderradscheibenbremse - das ist kein Luxus, sondern eine Sicherheitsfrage.
Wie oft sollte ich die Bremsen meines E-Rollers warten lassen?
Mindestens einmal pro Jahr - oder früher, wenn du merkst, dass die Bremsen weniger greifen, quietschen oder sich weicher anfühlen. Bei intensiver Nutzung (mehr als 10 km täglich) alle 6 Monate. Die Bremsbeläge sind Verschleißteile - sie haben eine Lebensdauer von etwa 1.000 bis 3.000 Kilometern, je nach Fahrweise. Eine professionelle Prüfung kostet meist weniger als 30 Euro - das ist der günstigste Versicherungsschutz, den du hast.
Ist die elektrische Bremse allein sicher genug?
Nein. Die Regenerativbremse ist gut, um die Geschwindigkeit sanft zu reduzieren - aber sie ist keine Notbremse. Sie reagiert langsam, besonders bei kalter Batterie, und hat kaum Bremskraft bei hohen Geschwindigkeiten. Sie ist eine Unterstützung - nicht die Hauptbremse. Du musst immer die mechanische Bremse als Sicherheit nutzen. Viele Hersteller werben mit „einer-Taste-Bremsung“ - das ist Marketing, keine Sicherheit.
Runa Kalypso
Dezember 6, 2025 AT 03:09ich hab den roller erst seit zwei wochen und dachte, hinten bremsen reicht… jetzt weiß ich, warum ich letzte woche fast in einen papierkorb geflogen bin 😅 danke für den klaren text!