Was passiert, wenn der Roller 60 km/h fährt? Geschwindigkeit, Risiken und Gesetze

Was passiert, wenn der Roller 60 km/h fährt? Geschwindigkeit, Risiken und Gesetze

Ein Elektroroller, der 60 km/h fährt - das klingt nach Spaß, nach Freiheit, nach schnellem Fortkommen. Aber was passiert wirklich, wenn du mit dieser Geschwindigkeit durch die Stadt oder auf der Landstraße raschelst? Es ist nicht nur eine Frage der Technik. Es ist eine Frage von Gesetzen, von Sicherheit, von deinem Leben - und von dem, was du wirklich brauchst.

Der Roller ist kein E-Bike

Die meisten Elektroroller, die du im Laden oder online findest, sind für 20 km/h oder maximal 45 km/h zugelassen. Das ist der Standard. Aber es gibt Modelle, die technisch bis zu 60 km/h können - oft mit einem Knopfdruck oder einem Software-Update. Das ist verlockend. Aber du darfst das nicht einfach so nutzen.

Ein Roller mit 60 km/h ist kein normaler E-Roller mehr. Er ist ein Leichtkraftrad ein Fahrzeug mit einem Motor, das eine Höchstgeschwindigkeit von über 45 km/h und bis zu 60 km/h erreicht, und für das eine Mofa-Prüfbescheinigung oder ein Führerschein der Klasse A1 erforderlich ist. Das bedeutet: Du brauchst einen Führerschein. Nicht nur eine Mofa-Prüfbescheinigung, die du mit 15 bekommst. Du brauchst die Klasse A1 - das ist der kleinste Motorradführerschein. Und der kostet mindestens 1.000 Euro. Und du musst dich auf eine theoretische und praktische Prüfung vorbereiten. Kein schneller Test, kein Online-Kurs, kein Trick.

Wenn du ohne Führerschein mit 60 km/h fährst, bist du nicht nur illegal unterwegs. Du bist strafbar. Die Polizei kann dein Fahrzeug einziehen. Du bekommst einen Punkt in Flensburg. Und wenn du einen Unfall verursachst - deine Versicherung zahlt nicht. Nicht ein Cent. Du bist allein verantwortlich. Für Schäden, für Verletzungen, für die Strafe.

Was passiert bei einem Unfall mit 60 km/h?

Stell dir vor: Du fährst 60 km/h. Ein Auto öffnet plötzlich die Tür. Ein Kind läuft aus einer Gasse. Ein Hund sprintet über die Straße. Bei 20 km/h hast du noch Zeit, abzubremsen. Bei 45 km/h ist es knapp, aber oft noch zu retten. Bei 60 km/h? Die Bremswege werden dramatisch länger. Die Aufprallenergie steigt mit dem Quadrat der Geschwindigkeit. Das heißt: Bei 60 km/h hast du fast viermal so viel Energie wie bei 30 km/h.

Ein Helm schützt deinen Kopf - aber nicht deine Wirbelsäule, nicht deine Rippen, nicht deine inneren Organe. Ein Elektroroller hat keine Karosserie. Kein Airbag. Kein Gitter. Kein Sicherheitsgurt. Du sitzt auf einem kleinen Sitz, mit nur einem Rad vorn und einem hinten. Bei einem Sturz wirst du wie ein Ball durch die Luft geschleudert. Und bei 60 km/h landest du mit der Kraft eines Autounfalls mit 30 km/h - nur ohne Schutz.

Studien des ADAC zeigen: Unfälle mit Leichtkrafträdern über 45 km/h sind dreimal häufiger tödlich als solche mit 25 km/h-Rollern. Und die meisten dieser Unfälle passieren nicht auf der Autobahn - sondern in der Stadt. An Kreuzungen. An Ampeln. In Wohngebieten. Wo Menschen laufen. Wo Kinder spielen. Wo du nicht mit 60 km/h hinfahren solltest.

Ein ungesicherter Roller mit 60 km/h rast durch eine Stadtstraße, gefährlich nahe an einer geöffneten Autotür.

Technik: Kann dein Roller das wirklich?

Viele Hersteller verkaufen Roller mit 60 km/h als "modifizierbar". Sie behaupten, du kannst einfach die Software ändern. Aber das ist eine Illusion. Ein Roller, der auf 60 km/h ausgelegt ist, braucht mehr als nur mehr Leistung. Er braucht:

  • Eine stärkere Bremse - nicht nur eine, sondern zwei, mit ABS
  • Eine stabilere Rahmenkonstruktion - nicht nur für 45 km/h, sondern für 60
  • Bessere Reifen - mit höherer Last- und Geschwindigkeitsklasse
  • Eine robustere Batterie - die nicht überhitzen kann
  • Beleuchtung, die bei 60 km/h noch ausreichend Licht gibt

Die meisten günstigen E-Roller haben das nicht. Sie sind für 25 km/h gebaut. Wenn du sie auf 60 km/h umprogrammierst, überlastest du den Motor, die Elektronik, die Bremsen. Die Batterie kann heiß werden. Die Reifen können platzen. Die Lenkung wird unsicher. Und das passiert nicht irgendwann - oft schon nach wenigen Wochen.

Ein echtes Leichtkraftrad wie der Lectric XP 3.0 ein zugelassenes Leichtkraftrad mit 60 km/h Höchstgeschwindigkeit, ABS, LED-Beleuchtung und einer speziellen Rahmenkonstruktion für höhere Geschwindigkeiten. kostet über 3.000 Euro. Es ist kein billiger Roller. Es ist ein Fahrzeug mit Sicherheitsstandards. Und es hat eine Zulassung. Und es braucht eine Versicherung. Und es braucht einen Führerschein.

Die Kosten: Was du wirklich zahlen musst

Du denkst, du sparst, wenn du einen günstigen Roller auf 60 km/h umbaust? Dann rechne noch mal.

  • Führerschein A1: 800-1.200 €
  • Versicherung (Leichtkraftrad): 150-300 €/Jahr (nicht 50 € wie beim Mofa)
  • Hauptuntersuchung: 60-100 €/Jahr
  • Steuer: 10-20 €/Jahr
  • Reifenwechsel, Bremsen, Wartung: 200-400 €/Jahr
  • Helme, Schutzkleidung: 200-500 € (ein normaler Fahrradhelm reicht nicht)

Das sind mindestens 1.500 Euro pro Jahr - nur für den Betrieb. Und das, wenn du kein Unfall hast. Wenn du einen hast? Dann wird es teurer. Viel teurer. Und du hast keine Versicherung, die dir hilft.

Ein normaler E-Roller mit 25 km/h kostet im Jahr vielleicht 200-300 Euro - Versicherung, Steuer, Wartung. Du sparst Geld. Und du bist sicherer. Und du darfst ihn überall fahren - auch auf Radwegen. Und du brauchst keinen Führerschein.

Vergleich: ein modifizierter Roller mit technischen Mängeln gegenüber einem zugelassenen Leichtkraftrad mit Sicherheitsausstattung.

Was du stattdessen tun kannst

Du willst schneller sein? Dann fahr einen E-Roller mit 45 km/h - und lass ihn legal. Es gibt viele Modelle, die bis 45 km/h kommen. Sie sind schneller als 25 km/h. Sie sind sicherer als 60 km/h. Und sie sind legal. Du brauchst nur die Mofa-Prüfbescheinigung. Und du kannst sie auf Radwegen fahren. Und du brauchst keine teure Versicherung. Und du bist nicht strafbar.

Wenn du wirklich Tempo brauchst - dann fahr ein E-Bike mit 45 km/h. Oder ein E-Motorrad. Oder ein Auto. Es gibt bessere Lösungen, als einen Roller zu verändern, der nicht dafür gebaut wurde.

Ein Roller mit 60 km/h ist kein Upgrade. Es ist ein Risiko. Ein Risiko für dich. Ein Risiko für andere. Und ein Risiko für dein Portemonnaie. Die Geschwindigkeit gibt dir nicht mehr Freiheit. Sie nimmt dir mehr Sicherheit. Und am Ende? Du wirst es nicht brauchen. Denn in der Stadt, wo du lebst, brauchst du nicht 60 km/h. Du brauchst Zuverlässigkeit. Du brauchst Sicherheit. Du brauchst ein Fahrzeug, das dich nicht in Gefahr bringt - sondern dich sicher ans Ziel bringt.

Was du wirklich brauchst

Du willst schnell sein? Dann fahr einen Roller, der dich nicht in Gefahr bringt. Du willst sparen? Dann fahr einen, der legal ist. Du willst nicht strafbar sein? Dann fahr einen, der den Gesetzen entspricht.

Ein Elektroroller mit 60 km/h ist kein Fortschritt. Es ist ein Rückfall. Ein Rückfall in die Zeit, als Menschen glaubten, mehr Geschwindigkeit bedeute mehr Freiheit. Aber Freiheit ist nicht, was du tun kannst. Freiheit ist, was du sicher tun kannst. Und das ist mit 25 km/h oder 45 km/h viel einfacher als mit 60.

Darf ich einen Elektroroller mit 60 km/h ohne Führerschein fahren?

Nein. Ein Roller mit mehr als 45 km/h gilt als Leichtkraftrad und erfordert einen Führerschein der Klasse A1. Ohne Führerschein ist das Fahren illegal, strafbar und versicherungsrechtlich riskant. Die Polizei kann das Fahrzeug einziehen, du bekommst einen Punkt in Flensburg und haftest bei Unfällen persönlich.

Ist es legal, einen Roller auf 60 km/h umzubauen?

Nein. Der Umbau eines Rollers auf mehr als 45 km/h ist nicht nur illegal, er macht das Fahrzeug auch unsicher. Die Hersteller garantieren keine Sicherheit bei Modifikationen. Die Zulassung erlischt, die Versicherung ist ungültig und du verlierst alle Rechte bei einem Unfall. Selbst wenn du es technisch schaffst - es bleibt illegal.

Welche Roller dürfen 60 km/h fahren?

Nur Fahrzeuge, die als Leichtkraftrad zugelassen sind - wie der Lectric XP 3.0, der TGB M1 oder der Vespa Elettrica 60. Diese haben ABS, stabile Rahmen, spezielle Bremsen, Zulassung und Versicherung. Sie kosten mindestens 3.000 Euro und dürfen nur mit Führerschein A1 gefahren werden.

Warum ist ein Helm bei 60 km/h nicht genug?

Ein normaler Fahrradhelm schützt nur den Kopf. Bei 60 km/h besteht die Gefahr von schweren Verletzungen an Wirbelsäule, Rippen oder inneren Organen. Ein Motorradhelm mit CE-Zertifizierung ist Pflicht - aber auch der schützt nicht vor einem Sturz auf harten Asphalt. Die fehlende Karosserie macht den Roller besonders gefährlich.

Kann ich meinen Roller mit 25 km/h auf 45 km/h umrüsten?

Ja - aber nur, wenn der Roller explizit dafür zugelassen ist. Einige Modelle (z. B. der E-TWIZY oder der Viva 45) erlauben eine Software-Update auf 45 km/h. Du musst den Umbau vom Hersteller bestätigt bekommen und die Zulassung aktualisieren. Nur dann ist es legal. Bei günstigen Modellen ist das nicht möglich - und auch nicht sicher.

1 Kommentare

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    Gunnar Bye

    Dezember 24, 2025 AT 03:32

    Ich hab mal nen Roller auf 60 umgebaut, war der geilste Mist meines Lebens. Bremsen quietschten, Akku wurde heiß wie ne Mikrowelle, und beim ersten Windstoß hab ich gedacht, ich flieg davon. Kein Spaß, echt. 😅

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