Welche Argumente gibt es gegen E-Scooter? Nachteile und Probleme in der Praxis

Welche Argumente gibt es gegen E-Scooter? Nachteile und Probleme in der Praxis

Im Jahr 2025 fahren in Deutschland mehr als 2,5 Millionen E-Scooter durch die Straßen - fast jeder dritte Einwohner in Großstädten hat schon mal einen ausgeliehen. Sie sind schnell, günstig und scheinbar perfekt für den letzten Kilometer. Doch hinter der Begeisterung verbirgt sich eine wachsende Liste von Problemen, die immer schwerer zu ignorieren sind. Viele Städte kämpfen mit Chaos auf Gehwegen, immer mehr Unfälle passieren, und die Versprechen der Umweltfreundlichkeit halten nicht, was sie versprechen. Was viele als moderne Mobilität feiern, ist für andere eine Belastung - und die Argumente dagegen werden immer konkreter.

Die Gehwege sind kein Parkplatz

Das größte Problem ist nicht der Lärm, nicht die Geschwindigkeit - es ist die Achtlosigkeit. E-Scooter werden oft einfach auf Gehwegen abgestellt, blockieren Rollstuhlfahrer, Eltern mit Kinderwagen oder Blinde, die sich an Leitlinien orientieren. In Leipzig wurden im Jahr 2024 über 12.000 E-Scooter illegal abgestellt, laut Stadtverwaltung. Viele Nutzer denken nicht daran, dass sie jemanden behindern. Ein Gehweg ist kein Ablageort. Und wenn ein Rollstuhl nicht mehr durchkommt, ist das kein kleiner Ärger - das ist eine lebensbedrohliche Situation.

Die Folge: Städte wie Berlin, Hamburg und Köln haben inzwischen spezielle Zonen eingerichtet, wo E-Scooter nur noch in Markierungen abgestellt werden dürfen. Doch die Kontrolle ist schwer. Die meisten Anbieter lassen ihre Scooter einfach auf der Straße liegen, weil es billiger ist, als sie einzusammeln. Die Verantwortung liegt bei den Nutzern - aber wer kontrolliert das? Niemand.

Unfälle steigen - und die Sicherheit bleibt auf der Strecke

Im Jahr 2024 gab es in Deutschland über 4.700 Unfälle mit E-Scootern, laut dem Bundesverkehrsministerium. Das sind mehr als doppelt so viele wie 2022. Die meisten Unfälle passieren bei Nacht, ohne Helm, und auf unebenen Straßen. Viele Nutzer haben nie eine Schulung gemacht, kennen keine Verkehrsregeln und denken, sie dürfen genauso fahren wie mit dem Fahrrad - nur schneller.

Die Statistik zeigt: 68 % der Verletzten trugen keinen Helm. Fast jeder dritte Unfall betraf Kopfverletzungen. Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren sind besonders gefährdet - sie fahren oft ohne Aufsicht, mit zu hoher Geschwindigkeit und ohne Licht. Ein E-Scooter wiegt 12 bis 18 Kilogramm. Bei einem Sturz aus 20 km/h ist das wie ein Schlag mit einem Baseballschläger. Und trotzdem: Kein Helm, keine Reflexstreifen, kein Licht - das ist Alltag.

Umweltfreundlich? Nur wenn man die Herstellung ignoriert

Wer sagt, E-Scooter seien grün, vergisst einen wichtigen Teil: die Lebensdauer. Die meisten Leih-Scooter halten nur 3 bis 6 Monate. Danach sind sie kaputt - durch Überlastung, Vandalismus oder schlechte Wartung. Die Batterien werden ausgetauscht, die Rahmen verschrottet. Die Herstellung eines einzigen E-Scooters verbraucht so viel Energie wie ein E-Bike für drei Jahre. Und die Recyclingquoten? Unter 30 %.

Die „grüne“ Mobilität ist in Wirklichkeit ein Wegwerfprodukt. Die Anbieter fahren mit Lastwagen durch die Stadt, um die Scooter aufzuladen - oft mit Diesel-Fahrzeugen. Ein Scooter wird durchschnittlich 1,5 Mal am Tag aufgeladen. Das sind tausende Fahrten pro Tag in jeder Großstadt. Die CO₂-Einsparung durch den Ersatz von Kurzstrecken-Taxis ist oft ausgeglichen - oder sogar übertroffen - durch die Logistik.

Jugendlicher fährt nachts ohne Helm und Licht auf einem E-Scooter durch eine dunkle Straße.

Die Stadt wird teurer - und die Bürger zahlen

Städte müssen jetzt Straßen umbauen, Parkflächen neu markieren, Kontrollen organisieren und Unfallstatistiken auswerten. Das kostet Geld. In Berlin allein wurden 2024 über 15 Millionen Euro für E-Scooter-Infrastruktur ausgegeben - Geld, das für den öffentlichen Nahverkehr oder den Radwegebau fehlt. Wer zahlt das? Die Steuerzahler.

Und während die Kommunen die Kosten tragen, verdienen die Anbieter Millionen. Lime, Tier und Dott haben 2024 in Deutschland zusammen 480 Millionen Euro Umsatz gemacht - und zahlen dafür nur eine geringe Nutzungsgebühr an die Städte. Die Gewinne gehen ins Ausland, die Probleme bleiben vor Ort. Es ist ein Modell, das die Stadt zur Kasse bittet, während die Profite privat fließen.

Die Rechtslage ist ein Wirrwarr

Ein E-Scooter darf bis zu 20 km/h fahren - aber nur auf Radwegen. Wenn es keinen gibt, muss er auf der Straße fahren. Doch viele Nutzer wissen das nicht. Sie fahren auf dem Gehweg, weil es „einfacher“ ist. Die Polizei kann Bußgelder verhängen - aber wer kontrolliert das? In Leipzig wurden 2024 nur 8 % der Verstöße geahndet. Die anderen 92 % bleiben straffrei.

Und was ist mit Versicherung? Die meisten Leih-Scooter haben eine Haftpflichtversicherung - aber nur, wenn sie legal genutzt werden. Wer ohne Helm fährt, auf dem Gehweg oder nachts ohne Licht, verliert den Versicherungsschutz. Das bedeutet: Bei einem Unfall zahlt der Nutzer selbst. Und wenn er kein Geld hat? Dann bleibt der Schaden beim Opfer - oder bei der Stadt.

Ein kaputter E-Scooter in einer Mülldeponie, neben gebrauchten Batterien und einem Diesellaster-Schatten.

Was bleibt, wenn man die E-Scooter verbietet?

Ein Verbot ist keine Lösung - aber eine stärkere Regulierung schon. Was nötig wäre:

  • Pflicht-Helm - für alle, unabhängig vom Alter
  • Mindestalter von 18 Jahren - Kinder und Jugendliche dürfen nicht ohne Aufsicht fahren
  • Strenge Abstellregeln - mit Strafen für falsches Parken, automatisch über Apps
  • Langlebigere Scooter - mindestens 18 Monate Lebensdauer, mit Garantie
  • Öffentliche Aufladestationen - statt Diesel-Laster, mit Solarstrom
  • Stadtfinanzierung durch Anbieter - mindestens 20 % des Umsatzes für Mobilitätsinfrastruktur

Diese Maßnahmen würden die negativen Effekte reduzieren - ohne die Vorteile komplett abzuschaffen. Aber solange die Anbieter mehr Gewinn als Verantwortung wollen, wird sich nichts ändern.

Es geht nicht um den E-Scooter - es geht um die Stadt

Der E-Scooter ist kein Feind. Aber er ist ein Spiegel. Er zeigt, wie wir mit neuen Technologien umgehen: schnell, oberflächlich, ohne Rücksicht. Wir wollen alles sofort - schneller, billiger, einfacher. Aber wir vergessen, dass eine Stadt nicht nur aus Straßen und Fahrzeugen besteht. Sie besteht aus Menschen - und aus Respekt füreinander.

Ein E-Scooter, der auf einem Gehweg steht und einen Blinden behindert, ist kein Fortschritt. Ein E-Scooter, der nach drei Monaten auf dem Müll landet, ist keine Nachhaltigkeit. Und ein E-Scooter, den man nur benutzt, weil man keine sichere Radwege hat, ist kein Erfolg - sondern ein Versagen der Stadtplanung.

Die Frage ist nicht: „Sollten wir E-Scooter verbieten?“ Die Frage ist: „Wie wollen wir in der Stadt leben?“ Und dafür braucht es mehr als ein kleines Elektrorad - es braucht klare Regeln, Verantwortung und echte Alternativen.

Warum sind E-Scooter in Deutschland so umstritten?

E-Scooter sind umstritten, weil sie zwar schnell und günstig sind, aber oft unverantwortlich genutzt werden. Sie blockieren Gehwege, verursachen Unfälle, haben eine kurze Lebensdauer und belasten die Umwelt durch hohe Logistik-Kosten. Viele Nutzer kennen die Regeln nicht, und die Kontrolle ist unzureichend. Das führt zu Konflikten mit Fußgängern, Behinderten und Städten, die die Kosten tragen.

Sind E-Scooter gefährlicher als Fahrräder?

Ja, in der Praxis oft. E-Scooter sind kleiner, weniger stabil und werden häufig ohne Helm oder Licht gefahren. Die Unfallzahlen steigen schneller als bei Fahrrädern, besonders bei Nacht und auf unebenen Straßen. Außerdem haben viele Nutzer keine Erfahrung mit Verkehrsregeln. Fahrräder sind stabiler, werden oft mit Helm gefahren und haben eine längere Tradition im Straßenverkehr - das macht sie im Durchschnitt sicherer.

Warum halten E-Scooter nur so kurz?

Leih-E-Scooter sind billige Massenprodukte, die für hohe Auslastung und niedrige Wartungskosten konstruiert sind. Sie werden oft überlastet, gestohlen, beschädigt oder einfach im Müll entsorgt. Die Batterien halten nur 300-500 Ladezyklen, danach sind sie unbrauchbar. Die Anbieter wechseln sie lieber aus, als zu reparieren - weil es günstiger ist. Die Lebensdauer liegt bei durchschnittlich 4 Monaten.

Können E-Scooter die Umwelt wirklich schonen?

Nur bedingt. Wenn man nur die Fahrt selbst betrachtet - ja, sie emittieren kein CO₂. Aber wenn man die Herstellung, die tägliche Aufladung mit Diesel-Lastwagen, die kurze Lebensdauer und die Recycling-Probleme einrechnet, ist der ökologische Fußabdruck oft größer als bei einem E-Bike oder öffentlichen Verkehrsmitteln. Sie sind kein grüner Allheilmittel - sondern ein Problem, das nur mit strenger Regulierung sinnvoll genutzt werden kann.

Was kann ich tun, wenn ich einen falsch abgestellten E-Scooter sehe?

Nutzen Sie die App des Anbieters - dort können Sie den Scooter als „falsch abgestellt“ melden. Die meisten Anbieter haben einen Knopf dafür. Alternativ melden Sie es der Stadtverwaltung oder der Polizei. In vielen Städten gibt es Hotlines oder Online-Formulare. Ignorieren Sie es nicht - jedes Mal, wenn Sie etwas tun, wird die Wahrscheinlichkeit geringer, dass andere es auch falsch machen.

Wenn Sie E-Scooter nutzen, denken Sie daran: Sie sind kein Spielzeug. Sie sind ein Fahrzeug - mit Regeln, Verantwortung und Konsequenzen. Und wenn Sie sie nicht respektieren, dann zahlt nicht nur die Umwelt - sondern auch Ihre Stadt, Ihre Nachbarn und vielleicht eines Tages auch Sie selbst.

1 Kommentare

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    Stefan Sobeck

    Dezember 15, 2025 AT 10:50

    jo, die scooter sind echt ne arschkacke auf den gehwegen. hab letzte woche nen alten herren fast umgerannt, der sich an der leitlinie orientiert hat – der scoot war einfach mitten drauf. kein helm, kein licht, kein respekt. geile zukunft, ey.

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