Ein E-Scooter klingt wie eine günstige Alternative zum Auto oder öffentlichen Verkehr - bis du die tatsächlichen Kosten siehst. Viele denken, sie zahlen nur den Kaufpreis und dann fahren sie kostenlos. Doch das ist ein Trugschluss. In Deutschland kostet ein E-Scooter im Jahr deutlich mehr, als du denkst. Ich habe für mich selbst die Zahlen durchgerechnet - und die Summe war überraschend.
Der Anschaffungspreis: Der größte Einmalbetrag
Ein günstiger E-Scooter kostet heute zwischen 500 und 800 Euro. Das ist der Preis für Modelle wie den Xiaomi Mi Electric Scooter Pro 2 oder den Segway Ninebot Max. Bessere Modelle mit mehr Reichweite, stärkerem Motor und besserer Verarbeitung liegen bei 1.000 bis 1.800 Euro. Wenn du einen E-Scooter mit 40 km Reichweite und IP54-Schutz suchst, musst du mindestens 1.200 Euro einplanen. Diese Kosten fallen einmal an - aber sie sind der größte finanzielle Sprung.
Was viele vergessen: Ein E-Scooter hält nicht ewig. Die Batterie ist das schwächste Glied. Nach 300 bis 500 Ladezyklen verliert sie bis zu 20 % ihrer Kapazität. Das passiert meist nach 1,5 bis 2 Jahren intensiver Nutzung. Eine neue Batterie kostet zwischen 200 und 400 Euro - fast ein Viertel des Neupreises.
Versicherung: Pflicht - und teuer
In Deutschland musst du deinen E-Scooter versichern. Das ist gesetzlich vorgeschrieben. Ohne Haftpflichtversicherung darfst du nicht auf die Straße. Die Kosten dafür liegen zwischen 40 und 80 Euro pro Jahr. Das ist günstiger als ein Mofa, aber teurer als ein Fahrrad.
Du kannst auch eine Teilkasko oder Vollkasko abschließen. Das lohnt sich, wenn dein Scooter über 1.000 Euro kostet. Eine Teilkasko kostet etwa 60 bis 100 Euro im Jahr und deckt Diebstahl, Sturzschäden oder Wetterbeschädigungen ab. Eine Vollkasko kann bis zu 150 Euro kosten - aber sie ist oft überflüssig, wenn du den Scooter in der Wohnung oder im Keller sicher aufbewahrst.
Laden: Stromkosten sind minimal - aber nicht null
Ein E-Scooter verbraucht etwa 0,15 bis 0,3 kWh pro 100 km. Das ist weniger als ein Föhn in 10 Minuten. Bei einem Strompreis von 0,30 Euro pro kWh kostet eine volle Ladung - etwa 30 km Reichweite - nur 0,05 bis 0,10 Euro. Wenn du täglich 20 km fährst, kommst du auf etwa 15 bis 20 Euro Stromkosten pro Jahr. Das ist vernachlässigbar.
Aber: Wenn du eine Ladestation im Keller installierst oder einen extra Stecker brauchst, fallen auch hier Kosten an. Ein sicherer, wetterfester Ladepunkt kostet mindestens 100 Euro - das ist eine Einmalzahlung, aber wichtig, wenn du den Scooter draußen lässt.
Wartung und Reparaturen: Die unsichtbaren Kosten
Ein E-Scooter hat weniger Teile als ein Auto - aber er ist trotzdem ein mechanisches Gerät. Reifen platzen, Bremsen verschleißen, die Lichtanlage geht kaputt. Ein typischer E-Scooter braucht jedes Jahr:
- 1-2 neue Reifen (ca. 30-50 Euro pro Stück)
- Eine Bremsenüberholung (ca. 25-40 Euro)
- Einen neuen Scheinwerfer oder Rücklicht (ca. 15-30 Euro)
- Gelegentliche Reinigung und Schmierung (ca. 10-20 Euro)
Das macht im Durchschnitt 100 bis 180 Euro pro Jahr. Wenn du den Scooter im Winter nicht nutzt, kannst du das auf 80 Euro senken. Aber wenn du ihn 365 Tage im Jahr benutzt - und Regen, Schnee und Pflastersteine überlebst - sind 200 Euro realistisch.
Ein großer Fehler: Viele Leute versuchen, Reparaturen selbst zu machen. Das klingt clever - aber eine falsch montierte Bremse oder ein defekter Motorcontroller kann teuer werden. Eine Werkstattreparatur kostet oft 60 Euro pro Stunde. Ein einfacher Motorwechsel kann 200 Euro kosten - und dann ist der Scooter oft nicht mehr wert.
Zubehör: Helm, Schloss, Tasche - und mehr
Ein Helm ist gesetzlich nicht verpflichtend - aber sinnvoll. Ein guter Helm kostet 50 bis 100 Euro und sollte alle 3-5 Jahre ersetzt werden. Ein stabiles Fahrradschloss (zum Beispiel ein Kettenschloss) kostet 30 bis 60 Euro. Das ist nötig, wenn du den Scooter draußen abstellst - und das tun viele in Leipzig, wo Diebstähle zunehmen.
Du brauchst auch eine Tasche oder einen Tragriemen, wenn du den Scooter in den Bus oder die Bahn nimmst. Das kostet 15 bis 30 Euro. Und wenn du einen Regenschutz für die Displayanzeige willst - das ist bei Regen wichtig - kostet das noch mal 20 Euro.
Alles zusammen: 150 bis 250 Euro pro Jahr für Zubehör. Das ist kein Luxus - das ist Überleben auf der Straße.
Steuer und Gebühren: Keine - aber Achtung bei Gewerbe
Privatpersonen zahlen keine Steuer auf E-Scooter. Das ist ein großer Vorteil gegenüber Autos. Aber: Wenn du den E-Scooter für einen Nebenverdienst nutzt - zum Beispiel als Lieferfahrer für Lieferando oder Amazon Flex - gilt er als gewerblich genutztes Fahrzeug. Dann musst du Umsatzsteuer zahlen, dich bei der Gewerbebehörde anmelden und eventuell eine Betriebshaftpflicht abschließen. Das kann die Kosten verdoppeln.
Wenn du nur für dich fährst: Keine Gebühren. Wenn du damit Geld verdienst: Kompliziert und teuer.
Die jährlichen Gesamtkosten: Eine klare Rechnung
Jetzt addieren wir alles:
- Anschaffung (jährlich amortisiert): 200-400 Euro (bei 3-jähriger Nutzung)
- Versicherung: 50-80 Euro
- Wartung und Ersatzteile: 100-200 Euro
- Zubehör: 150-250 Euro
- Strom: 15-20 Euro
Das macht insgesamt 515 bis 950 Euro pro Jahr. Das ist mehr als ein Monatsticket für den öffentlichen Nahverkehr in Leipzig (75 Euro) oder ein Jahresabo für den Radverleih (120 Euro).
Wenn du einen teuren Scooter kaufst, der 1.500 Euro kostet und du ihn 5 Jahre nutzt, sinken die Anschaffungskosten auf 300 Euro pro Jahr. Dann liegen die Gesamtkosten bei 465-800 Euro. Aber: Die Batterie muss dann nach 2-3 Jahren ersetzt werden - das schlägt wieder mit 300 Euro zu Buche.
Wann lohnt sich ein E-Scooter wirklich?
Ein E-Scooter ist nur dann günstig, wenn du:
- 每天 fährst - mindestens 10-15 km pro Tag
- kein Auto besitzt und kein ÖPNV-Abonnement brauchst
- deinen Scooter sicher aufbewahrst (kein Diebstahl)
- selbst kleinere Reparaturen machen kannst
Wenn du nur 2-3 Mal pro Woche fährst, ist ein E-Scooter teurer als ein Leihfahrrad oder die Bahn. Wenn du in einer Stadt mit gutem Radwegenetz lebst - wie Leipzig - ist ein E-Scooter oft nur eine teure Spielerei.
Ich fahre ihn jeden Tag zur Arbeit - 8 km hin, 8 km zurück. Ohne ihn würde ich das Rad nehmen - aber bei Regen, Kälte oder schlechter Laune ist der E-Scooter der einzige Grund, warum ich überhaupt rausgehe. Die Kosten sind hoch - aber der Nutzen ist höher.
Wie du die Kosten senkst
Wenn du trotzdem einen E-Scooter willst, aber nicht 800 Euro pro Jahr ausgeben willst, hier sind 5 Tipps:
- Kaufe gebraucht - aber nur von vertrauenswürdigen Händlern (z.B. eBay Kleinanzeigen mit Prüfung)
- Wähle ein Modell mit austauschbarer Batterie - das spart später Tausende
- Vermeide teure Versicherungen - eine Haftpflicht reicht
- Repariere selbst - lerne die Basics: Reifen wechseln, Bremsen nachziehen, Licht tauschen
- Stell den Scooter in der Wohnung auf - kein Diebstahl, kein Schloss, kein Schutz
Ein E-Scooter ist kein Sparmodell. Er ist ein Mobilitätswerkzeug - und wie jedes Werkzeug kostet er Pflege, Wartung und Respekt. Wer ihn als billiges Auto sieht, wird enttäuscht. Wer ihn als flexibles, schnelles, wetterunabhängiges Fortbewegungsmittel versteht, wird ihn lieben - auch wenn er 700 Euro pro Jahr kostet.
Kann ich einen E-Scooter ohne Versicherung fahren?
Nein. In Deutschland ist eine Haftpflichtversicherung für E-Scooter gesetzlich vorgeschrieben. Ohne Versicherungskennzeichen darfst du nicht auf die Straße. Du riskierst ein Bußgeld von bis zu 70 Euro und die Haftung bei einem Unfall - das kann Tausende kosten.
Wie lange hält eine E-Scooter-Batterie?
Eine typische Lithium-Ionen-Batterie hält 300 bis 500 Ladezyklen. Das entspricht etwa 1,5 bis 2 Jahren mit täglichem Gebrauch. Danach verliert sie bis zu 20 % ihrer Kapazität. Eine neue Batterie kostet 200-400 Euro und ist oft der teuerste Einzelteil.
Ist ein gebrauchter E-Scooter günstiger?
Ja - aber mit Risiko. Ein gebrauchter Scooter kann 300-600 Euro kosten, aber die Batterie ist oft schon abgenutzt. Prüfe immer den Ladezustand, die Bremsen und ob der Motor ruckelt. Kaufe nur von Verkäufern, die die Geschichte des Fahrzeugs nennen können. Ein günstiger Preis kann schnell teuer werden, wenn die Batterie nach 6 Monaten stirbt.
Muss ich einen Helm tragen?
Nein, es ist nicht gesetzlich vorgeschrieben - aber extrem empfehlenswert. Mehr als 60 % der Unfälle mit E-Scootern betreffen den Kopf. Ein guter Helm kostet 50-100 Euro und kann schwere Verletzungen verhindern. In vielen Städten wie Leipzig gibt es auch kostenlose Helm-Verleihstationen.
Wo kann ich einen E-Scooter in Leipzig kaufen?
In Leipzig findest du E-Scooter in Elektrofachmärkten wie MediaMarkt, Saturn oder spezialisierten Fahrradläden wie Fahrradhaus Leipzig oder E-Mobility Center. Auch Online-Händler wie Amazon oder der Hersteller Xiaomi bieten vertrauenswürdige Modelle mit Garantie. Kaufe nie von Privatpersonen ohne Prüfung - besonders bei zu günstigen Angeboten.