Welche Fahrzeuge darf man in Deutschland ohne Führerschein fahren?

Welche Fahrzeuge darf man in Deutschland ohne Führerschein fahren?

Stell dir vor, du willst mobil sein - aber keinen Führerschein hast. Kein Problem. In Deutschland gibt es mehrere Fahrzeuge, die du ohne Führerschein fahren darfst. Kein Theory-Test, keine Fahrstunden, kein Sehtest. Nur ein paar Regeln, die du kennen musst. Und ja, das gilt auch für Elektroroller, Mofas und sogar kleine Elektroauto-ähnliche Fahrzeuge. Aber Vorsicht: Nicht alles, was elektrisch ist, ist auch führerscheinfrei. Hier klären wir genau, was du fahren darfst - und was nicht.

Was ist ein führerscheinfreies Fahrzeug?

Ein führerscheinfreies Fahrzeug in Deutschland ist kein Alltagsauto, kein Motorrad und auch kein E-Scooter mit 45 km/h. Es ist ein Fahrzeug, das nach dem Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) und dem Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV) in eine spezielle Klasse fällt: das Kleinkraftrad oder Mofa. Diese Fahrzeuge dürfen mit einem Prüfbescheinigung gefahren werden - nicht mit einem Führerschein, aber mit einer Art Mini-Berechtigung.

Du musst mindestens 15 Jahre alt sein, um diese Prüfbescheinigung zu bekommen. Sie kostet etwa 50 bis 80 Euro, und du musst eine kurze Theorie- und Praxisprüfung absolvieren - meist in einer Fahrschule. Aber du brauchst keinen Führerschein. Kein Klassen-B, kein A1, nichts. Das ist der Unterschied.

Elektroroller ohne Führerschein: Das ist erlaubt

Ein Elektroroller ohne Führerschein muss zwei Dinge erfüllen: Maximal 15 km/h Geschwindigkeit und maximal 500 Watt Leistung. Diese Fahrzeuge fallen unter die Kategorie Mofa. Sie haben oft ein Schild mit einem roten „M“ auf der Rückseite. Du darfst sie auf Radwegen und in 30-Zonen fahren - aber nicht auf Autobahnen oder Bundesstraßen.

Ein Beispiel: Der Segway Ninebot E22 oder der Xiaomi Electric Scooter Pro 2 - wenn sie auf 15 km/h begrenzt sind und keine Tretunterstützung haben, gelten sie als Mofa. Viele Elektroroller aus dem Online-Handel sind aber auf 25 km/h oder sogar 45 km/h ausgelegt. Das ist dann ein Kleinkraftrad - und da brauchst du einen Führerschein.

Wenn du einen Elektroroller kaufst, schau immer auf das Typenschild. Dort steht: „Mofa“ oder „Kleinkraftrad“. Kein „L1e“-Kennzeichen - das bedeutet: Führerschein nötig. Einige Hersteller verkaufen die gleichen Modelle in zwei Versionen: eine führerscheinfreie (15 km/h) und eine mit Führerschein (25 km/h). Beim Kauf musst du genau hinschauen.

Mofa - Der Klassiker ohne Führerschein

Ein echtes Mofa ist meistens ein Zweirad mit einem kleinen Motor, meistens 50 ccm, aber elektrisch oder benzinaufgeladen. Die meisten modernen Mofas sind elektrisch. Sie haben eine Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h - aber nur, wenn sie mit einer Prüfbescheinigung gefahren werden. Warte, das klingt widersprüchlich? Nein. Hier ist der Trick:

  • Wenn das Mofa maximal 25 km/h fährt und max. 1 kW Leistung hat, brauchst du die Prüfbescheinigung - aber keinen Führerschein.
  • Wenn es schneller als 25 km/h ist, ist es ein Kleinkraftrad - und dann brauchst du A1 oder B.

Ein klassisches Mofa wie das Simson S50 (elektrisch nachgerüstet) oder das Yamaha e-Peak ist perfekt für Jugendliche ab 15. Sie sind leicht, billig im Unterhalt und brauchen keine Versicherungsklasse 1. Die Haftpflichtversicherung kostet etwa 40 Euro pro Jahr.

Kleinkrafträder: Wann brauchst du trotzdem keinen Führerschein?

Ein Kleinkraftrad (L1e) darf bis zu 45 km/h fahren - aber nur, wenn du vor dem 1. April 1965 geboren bist. Ja, das ist kein Scherz. Diese Regelung existiert noch. Wer vor diesem Datum geboren wurde, darf mit einer gültigen Fahrerlaubnis der Klasse 3 (alte Führerscheine) ein Kleinkraftrad fahren - ohne extra Prüfung. Das ist eine Überbleibsel aus der DDR-Zeit.

Für alle anderen: Wenn du nach 1965 geboren bist und ein Kleinkraftrad fahren willst (bis 45 km/h), brauchst du den Führerschein der Klasse A1. Das ist kein großer Aufwand - aber es ist ein Führerschein. Kein Trick, kein Umweg. Wer behauptet, man könne mit 16 ohne Führerschein ein 45-km/h-Elektroroller fahren, irrt sich.

Klassisches Simson Mofa vor einem Zulassungsamt mit Prüfbescheinigung und Kennzeichen.

Was ist mit E-Autos ohne Führerschein?

Ja, es gibt sie: Kleine Elektrofahrzeuge, die wie ein Mini-Auto aussehen - aber ohne Führerschein fahrbar sind. Sie heißen Minifahrzeuge oder Quads der Klasse L6e. Diese Fahrzeuge dürfen maximal 45 km/h fahren, wiegen weniger als 350 kg (ohne Batterie) und haben eine Leistung von max. 4 kW.

Beispiele: Der Microcar MC2 oder der Peel P50 (elektrisch nachgerüstet). Du brauchst hierfür die Prüfbescheinigung - also dieselbe wie für Mofas. Aber: Du musst mindestens 16 Jahre alt sein. Und du darfst nur auf Straßen mit Tempo-30-Zonen fahren. Autobahnen? Nein. Bundesstraßen? Nein. Nur in dicht bebauten Gebieten.

Die Versicherung ist teurer als beim Mofa - etwa 150 bis 250 Euro pro Jahr. Aber du kannst damit zum Bäcker fahren, ohne einen Führerschein zu haben. Viele Senioren nutzen diese Fahrzeuge, weil sie keine Fahrstunden mehr machen wollen.

Was ist verboten - auch wenn es elektrisch ist

Einige Fahrzeuge sehen aus wie führerscheinfreie Roller - aber sind es nicht. Hier die häufigsten Irrtümer:

  • 45-km/h-Elektroroller: Auch wenn sie „nur“ 45 km/h fahren - du brauchst A1 oder B.
  • E-Bikes mit mehr als 25 km/h: Das ist ein Elektromotorrad - Führerschein nötig.
  • Elektrische Skateboards: Wenn sie schneller als 20 km/h sind, gelten sie als Kraftfahrzeug - und dürfen nicht auf öffentlichen Straßen gefahren werden.
  • Segways mit 20 km/h: Sie sind nicht zugelassen für öffentliche Straßen - nur auf privatem Gelände.

Es gibt viele Online-Shops, die „führerscheinfrei“ als Werbeslogan benutzen - aber die Fahrzeuge, die sie verkaufen, sind oft illegal auf öffentlichen Straßen. Du riskierst nicht nur eine Geldstrafe von bis zu 70 Euro, sondern auch den Verlust der Versicherungsdeckung. Wenn du einen Unfall hast, zahlt die Haftpflicht nicht - weil das Fahrzeug nicht zugelassen ist.

Was brauchst du, um ein führerscheinfreies Fahrzeug zu nutzen?

Wenn du ein Mofa oder ein Minifahrzeug fahren willst, brauchst du:

  1. Mindestens 15 Jahre (für Mofa) oder 16 Jahre (für Minifahrzeug)
  2. Die Prüfbescheinigung (nicht der Führerschein)
  3. Eine Haftpflichtversicherung (gelbes Versicherungszeichen am Fahrzeug)
  4. Eine Zulassung (Nummernschild - auch wenn es klein ist)

Die Prüfbescheinigung bekommst du in jeder Fahrschule. Der Kurs dauert etwa 4 Stunden Theorie und 2 Stunden Praxis. Danach bekommst du einen kleinen Karten-ähnlichen Nachweis - den du immer bei dir haben musst. Ohne ihn wirst du bei einer Kontrolle zur Kasse gebeten.

Die Versicherung ist Pflicht. Du kannst sie bei jeder Versicherung abschließen - sie kostet je nach Fahrzeug 30 bis 250 Euro pro Jahr. Das Nummernschild bekommst du beim Zulassungsamt - du musst nur den Kaufbeleg und die Versicherungsbestätigung vorlegen.

Drei Elektrofahrzeuge: zwei zugelassene, eines mit Verbotssymbol, im städtischen Kontext.

Wo kannst du solche Fahrzeuge kaufen?

Führerscheinfreie Fahrzeuge findest du bei lokalen Fahrrad- und Elektromobilitäts-Händlern, aber auch online. Achte darauf, dass das Fahrzeug die EU-Zulassung (ECE-R101) hat. Einige günstige Modelle aus China sind nicht zugelassen - und du kannst sie nicht anmelden.

Empfehlenswerte Anbieter in Deutschland:

  • Rollerhaus.de: Spezialisiert auf Mofas und führerscheinfreie Elektroroller
  • Elektro-Mobil.de: Bietet auch Minifahrzeuge mit Zulassung
  • Amazon.de: Nur Modelle mit „Mofa“-Zulassung und deutschem Kennzeichen

Vermeide Marktplätze wie eBay Kleinanzeigen, wenn du nicht sicher bist, ob das Fahrzeug zugelassen ist. Viele Verkäufer geben an, das Fahrzeug sei „führerscheinfrei“ - aber es hat kein Nummernschild und keine Versicherung. Das ist illegal.

Wie sicher sind führerscheinfreie Fahrzeuge?

Sie sind nicht gefährlicher als Fahrräder - wenn du dich an die Regeln hältst. Die meisten Unfälle passieren, weil Fahrer auf Autobahnen fahren oder in der Dunkelheit ohne Licht unterwegs sind. Ein Mofa braucht mindestens ein Frontlicht, ein Rücklicht und einen Reflex. Ohne das ist es verboten.

Ein weiterer Punkt: Kein Helm-Pflicht - aber du solltest einen tragen. 70 % der Unfälle mit Mofas enden mit Kopfverletzungen. Ein guter Helm kostet 30 Euro - und kann dir das Leben retten.

Die meisten Fahrzeuge haben keine Bremslichter - das ist ein Risiko. Wenn du ein Modell kaufst, wähle eines mit elektronischer Bremslicht-Funktion. Viele moderne E-Roller haben das jetzt standardmäßig.

Was passiert, wenn du ohne Prüfbescheinigung fährst?

Wenn du ein Mofa oder Minifahrzeug ohne Prüfbescheinigung fährst, ist das eine Ordnungswidrigkeit. Die Strafe: 10 bis 70 Euro. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs.

Wenn du bei einem Unfall erwischt wirst, ohne Prüfbescheinigung, dann:

  • Die Haftpflichtversicherung weigert sich zu zahlen
  • Du zahlst selbst für Schäden am anderen Fahrzeug
  • Du riskierst eine Strafanzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung, wenn jemand verletzt wird

Das ist kein Spiel. Viele junge Leute denken, sie könnten „mal eben“ mit einem Elektroroller losfahren - aber die Rechtslage ist klar: Keine Prüfbescheinigung = kein Straßenverkehr.

Darf man mit 14 Jahren ein Mofa fahren?

Nein. Du musst mindestens 15 Jahre alt sein, um die Prüfbescheinigung für ein Mofa zu erhalten. Es gibt keine Ausnahmen. Auch nicht mit Begleitung oder in ländlichen Gebieten.

Kann man einen Elektroroller mit 25 km/h ohne Führerschein fahren?

Nein. Ein Elektroroller mit 25 km/h ist ein Kleinkraftrad (L1e). Dafür brauchst du den Führerschein der Klasse A1 oder B. Nur Fahrzeuge mit maximal 15 km/h sind führerscheinfrei.

Ist ein E-Bike ohne Führerschein erlaubt?

Ein E-Bike mit 25 km/h und max. 250 Watt Leistung ist ein Pedelec - du brauchst keinen Führerschein. Aber es ist kein Kraftfahrzeug, sondern ein Fahrrad. Du darfst es auf Radwegen fahren, aber nicht auf Autobahnen. Wenn es schneller oder stärker ist, ist es ein S-Pedelec - und dann brauchst du A1.

Muss man bei einem Mofa einen Helm tragen?

Nein, es gibt keine gesetzliche Helmpflicht - aber es ist extrem empfehlenswert. Fast alle schweren Unfälle bei Mofafahrern betreffen den Kopf. Ein Helm reduziert das Risiko um 70 %.

Kann man ein führerscheinfreies Fahrzeug auf der Autobahn fahren?

Nein. Mofas, Kleinkrafträder und Minifahrzeuge dürfen nicht auf Autobahnen, Schnellstraßen oder Bundesstraßen fahren. Sie dürfen nur auf Straßen mit Tempo-30-Zonen und Radwegen genutzt werden.

Was kommt als nächstes?

Die Gesetze ändern sich - besonders bei Elektromobilität. In den nächsten Jahren könnte es neue Klassen geben - vielleicht „E-Mofa“ oder „Light-E-Mobil“. Aber bis dahin gilt: Wer keinen Führerschein hat, muss sich an die Regeln halten. Keine Abkürzungen. Keine Tricks. Keine illegalen Roller.

Ein führerscheinfreies Fahrzeug ist kein Spielzeug - es ist ein zugelassenes Kraftfahrzeug mit eigenen Regeln. Wer sie kennt, kann mobil sein - ohne teure Fahrstunden. Wer sie ignoriert, riskiert Geld, Versicherung und Sicherheit.

1 Kommentare

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    Steffi Hill

    November 4, 2025 AT 05:03

    Endlich mal jemand, der das klar erklärt. Ich hab gestern einen Roller gekauft, dachte, 25 km/h ist okay, und jetzt muss ich den zurückbringen. 😅

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